Capri
Kaufberatung
Wer heute
mit
der Anschaffung eines Ford Capri liebäugelt, muß sich
darüber im klaren sein, daß er kein Auto erwirbt
welches sparsam im Unterhalt oder wartungsfrei in der Handhabung
ist. Zunächst sollte man prüfen welches Budget man
sich selbst als Limit setzt. Ein scheinbar billiges Angebot kann sich
am Ende als wesentlich kostspieliger erweisen
als ein zunächst vielleicht doppelt so teures Auto. Beginnt
man einmal mit der Restauration eines Capri, so entwickelt
sich daraus nicht selten ein Mammutprojekt, an dessen Ende
immense Kosten stehen können. Das besser erhaltene (und
somit zunächst teurere) Angebot ist hier, wie bei den
meisten Old- und Youngtimern, unterm Strich
die bessere Wahl.
Bei der Motorisierung sollten zunächst die eigenen Ansprüche
geprüft werden. Grundsätzlich ist hier abzuwägen ob ein
4-
oder 6-Zylinder angeschafft werden soll. Der Vierzylinder ist speziell
in der am weitesten verbreiteten OHC-Version ein
drehfreudiger und relativ sparsamer Geselle, der für aureichend
Fahrspaß sorgt. Hier ist der 2,0 Liter die erste Wahl, da er
im Unterhalt kaum mehr Kosten verursacht als die kleineren
Varianten, jedoch deutlich mehr Leistung bietet. Aber auch ein
1600er Capri ist durchaus keine „lahme Krücke“.
Der OHC leidet bei hohen km-Leistungen zuweilen an eingelaufenen
Nockenwellen (insbesondere wenn der Vorbesitzer es mit den
Ölwechseln nicht so genau genommen hat) oder schadhaften
Vergasern, gilt ansonsten aber als robust
und relativ langlebig.
Die V4-Motoren der frühen Capri I gelten als außerordentlich
zuverlässig, insbesondere in der 1300er und 1500er Variante
kann man jedoch keine aufregenden Fahrleistungen erwarten, erst
der 1700er läßt etwas Sportlichkeit aufkommen.
Gebrauchte Ersatzteile für V4-Motoren sind eher dünn
gesät,
Neuteile dagegen meist noch problemlos zu haben.
Die V6 überzeugen allesamt durch ihren dumpfen, sonoren Klang und
ihr Drehmoment. Schon der kleinste V6 mit 2,0 Liter
sorgt für ordentlich Fahrspaß und hält sich dabei beim
Verbrauch angenehm zurück. Der beliebteste und am weitesten
verbreitete V6 ist der 2,3 Liter mit 108 bzw. ab 1979 mit 114 PS. Diese
Maschine stellt wohl den besten Kompromiß aus
Unterhaltskosten und Leistung dar. Sehr harmonisch abgestimmt ist
der 2,6 Liter mit 125 PS, jedoch ist gerade dieser
Motor leider nur in den Capris der Jahre 1971 bis 1973 zu finden
und wurde danach nicht mehr im Capri angeboten.
Ab und zu taucht auch einmal ein Capri mit dem 135 PS starken 2,8-Liter
Vergasermotor des Granada auf . Dieser
wurde zwar nie im Capri angeboten, bietet sich jedoch zum
aufrüsten von Capris mit Köln-V6 an, da außer dem Motor
selbst keine Teile geändert werden müssen. Mittlerweile soll
hierfür auch eine TÜV-Eintragung möglich sein.
Sahnestück ist der 2.8 injection mit Bosch K-Jetronic und 160 PS.
Leider kommen diese Fahrzeuge nun in ein
Alter, in dem die aufwendigere Gemischaufbereitung anfängt
Probleme zu bereiten. Ersatzteile für die K-Jetronic
sind größtenteils zwar erhältlich, aber durchweg sehr
teuer. Probleme mit unrundem Motorlauf, absterben an
Ampeln oder nicht erreichter Höchstgeschwindigkeit sind heutzutage
oftmals Folge einer schadhaften oder
schlicht verschlissenen Einspritzanlage. Ohne die nötigen
Fachkenntnisse
ist Selbsthilfe hier kaum möglich.
Der Köln-V6 erreicht nicht selten Laufleistungen deutlich
über 300.000km, entsprechende Pflege vorausgesetzt. Bei
älteren Motoren brechen ab und an die Stirnräder der
Nockenwellensteuerung, was jedoch keine größeren Schäden
nach sich zieht. Ansonsten treten gerne Ölundichtigkeiten auf, die
meisten V6 lassen nach dem Abstellen ein paar
Tröpfchen Öl liegen, was im Normalfall aber kein Grund zur
Besorgnis ist. Speziell die Öldruckschalter neigen zur
Inkontinenz und sollten bei Ölverlusten als erstes kontrolliert
werden. Eine weitere potentielle "Ölquelle" bildet der
Kurbelwellensimmerring am Getriebeeingang. Dieses Teil auszuwechseln
erfordrt einen hohen Aufwand (das
Getriebe muß komplett abmontiert werden), ist aber oft
unumgänglich um des Ölverlustes Herr zu werden.
Tropft aus der Getriebeglocke Motoröl, ist fast sicher der
genannte Simmerring die Ursache.
Der Motor des 2600 RS ist ein Sonderfall. Mit der Abstimmung seiner
seltenen Kugelfischer-Einspritzung sind fast alle
Hobby-Schrauber und auch die meisten Werkstätten schnell
überfordert. Gut eingestellt hat man hier ein echtes
Rennmaschinchen unter dem Hintern, schlecht eingestellte oder
verschlissene Einspritzanlagen haben aber schon
manchen Besitzer zur Verzweiflung getrieben. Der 2.8 injection
gehört zu einer anderen Generation von Einspritzern.
Im Unterschied zur rein mechanischen Kugelfischer-Anlage
funktioniert seine Bosch K-Jetronic mechanisch-elektrisch
und ist mit einer Vielzahl von Gebern und Fühlern
ausgestattet, welche dafür sorgen daß die Einspritzung sehr
viel
sensibler mit dem teuren Saft umgeht als zu Kugelfischer`s Zeiten. Der
2.8i
ist sparsamer und zuverlässiger als der 2.6 RS,
dafür allerdings auch deutlich unspektakulärer. Obwohl
der RS
nominell schwächer als der 2.8i sein sollte, ist er in der
Praxis seinem Nachfolger (wenn man den 2.8i denn so bezeichnen
will) in
den Fahrleistungen meist deutlich überlegen.
Kaum ein RS dürfte tatsächlich „nur“ mit 150 PS
ausgeliefert worden sein da Ford hier aus Homologationsgründen
tiefstapeln mußte, ebensowenig werden die meisten 2.8i
tatsächlich
160 PS erreichen, denn die Unterschiede zu den
Motoren von Granada und Sierra sind minimal. Diese Maschinen aber sind
mit (realistischeren) 150 PS angegeben...
Außenseiter der V6-Motoren ist der 3.0 Liter Essex-Motor, welcher
in allen drei Capri-Generationen verbaut wurde. Mit
138 bis 145 PS je nach Version verfügt er über Leistung und
Drehmoment
satt. Allerdings ist der Motor nicht für hohe
Dauerdrehzahlen ausgelegt, was viele Essex-Maschinen auf den deutschen
Autobahnen ohne
Tempolimit vorzeitig das Leben
kostete. Auch für
„Kaltheizen“, also sorgloses beschleunigen bei noch kaltem
Motor, ist diese
Maschine sehr empfindlich.
Ein sorgfältig gepflegter und
gefahrener Essex erzeugt sehr viel Fahrspaß und steht den
deutschen V6,
welche allgemein als äußerst robust und
unverwüstlich
gelten, kaum nach. Dennoch ist dieser Motor aufgrund
seiner
Empfindlichkeit für Capri-Neulinge kaum zu empfehlen, zumal hier
bei diversen Wartungsarbeiten spezielle
(zöllige) Werkzeuge
erforderlich sind. Andererseits ist ein Dreilitercapri seit jeher etwas
ganz besonderes.
Die Karosserien aller Capri-Serien sind heutzutage gleichermaßen
vom Rost bedroht, schließlich sind mittlerweile auch
die neuesten Capris schon 25 Jahre alt. Typische Rostnester
finden sich an den Spitzen der Kotflügel, unter den
Scheinwerfern, an den Federbein-Domen, der Ecke zwischen Spritzwand und
Kotflügel im Motorraum, Schwellern,
Endspitzen und Radläufen.
Einen Blick gönnen sollte man auch der Reserveradmulde und den
Scharnieren der
Heckklappe, den Tür-Unterkanten und nicht zuletzt der A-Säule
im Bereich der Türanschläge. Der Unterboden kann
praktisch an jeder Stelle vom Rost befallen
sein, am sichersten ist es hier die Vordersitze auszubauen und den
Teppich
zu entfernen. Meist zeigt sich dann auf einen Blick
ob man vom jeweiligen Auto besser die Finger lassen sollte, der
Blick
unters Auto verrät hier meist nur wenig da Rost
meist großzügig mit Unterbodenschutz übertüncht
wird. Bei
der Gelegenheit lassen sich auch gleich die Aufnahmen der Sitze
überprüfen, die gerne dazu neigen Risse zu
bekommen und anschließend zu rosten. Das Schweißen ist an
dieser Stelle jedoch kein größerer Aufwand. Eher ein
Ausschlußgrund für den Caprikauf ist eine
durchgerostete Blattfederaufnahme, da diese Stelle mit
vertretbarem
Aufwand nicht zu reparieren ist. Viele auf den ersten Blick ordentliche
Capris bestehen bei näherem Hinsehen zum
größten Teil aus Spachtelmasse. Einen kleinen Magneten bei
der Besichtigung dabeizuhaben und an diversen Teilen
der Karosserie anzubringen kann sicher nicht schaden... fällt er
ab, hat sich das Blech darunter bereits aufgelöst und
wurde durch eine mehr oder weniger dicke Schicht Spachtel ersetzt. Dies
gilt nur bedingt bei verbreiterten Capris,
da hier in der Regel die Verbreiterungen an die Karosserie angenietet
und
anschließend verspachtelt werden.
Problematisch ist die Versorgung mit Blechteilen bei Capri I und II,
neue Kotflügel sind hier kaum noch zu haben.
Findet man doch noch welche, stammen diese meist aus dem Zubehör
und passen mehr schlecht als recht.
Beim Capri I werden außerdem gute Türen knapp, auch
Frontbleche sind kaum noch zu bekommen. Vorgeformte
Reparaturbleche z.B. für die Federbeindome, Schweller oder
Endspitzen sind hingegen für alle Baureihen problemlos zu
finden. Besonders problematisch sind spezielle RS-Teile, so z.B. die
Auspuffanlagen des 2,6 RS oder Werksturbo.
Hier helfen meist nur teure Einzelanfertigungen. Auch gute
Innenausstattungen sind nicht mehr oft zu finden, insbesondere
die Sitze verschleißen hier gerne, neue Bezugsstoffe sind
schon lange nicht mehr erhältlich.
An Motoren herrscht noch immer ein reichhaltiges Angebot, da diese auch
in vielen anderen Ford der 70er und 80er
verbaut waren. Ausnahme ist auch hier der 2,6 RS,
und auch 3,0 Liter Maschinen sind nicht mehr leicht aufzutreiben.
Das Fahrwerk ist von seiner Grundkonzeption relativ einfach gestrickt
und daher enstprechend unkompliziert
zu warten. Die hinteren Blattfedern sind bis auf eine gelegentliche
Reinigung praktisch wartungsfrei, neue
Stoßdämpfer sind problemlos erhältlich, ebenso wie neue
Fahrwerksgummis welche in der Regel bei fast
jedem gebrauchten Capri gewechselt werden müssen. Aufwand und
Kosten sind dabei sehr überschaubar.
Das fast schon Capri-typische Lenkradflattern bei bestimmten
Geschwindigkeiten hat seine Ursache
jedoch oftmals auch bei den Bremsscheiben und/oder Reifen, und nicht
beim Fahrwerk selbst. Auch
eine verschlissene Zahnstange der Lenkung kann hierfür die Ursache
sein, brauchbarer Ersatz ist allerdings
nicht leicht zu bekommen.
Kat-Nachrüstungen waren für viele Capri OHC und V6
verfügbar, sind aufgrund der geänderten Steuergesetzgebung
aber mittlerweile absolut unrentabel, da bei allen
Capri-Versionen maximal Euro1-Norm erreicht werden kann.
Sollte ein Capri nicht bereits über eine solche Anlage
verfügen, ist eine Nachrüstung finanziell völlig
uninteressant.
Auch die Reifenfrage sei hier kurz angesprochen, die meisten Capris
rollen auf Pneus der Größen 185/70R13
oder 205/60R13. Diese Reifen sind noch allesamt verfügbar,
insbesondere bei den 205ern wird das Angebot jedoch
immer kleiner. Die speziellen VR-Reifen des Capri 2.8i waren lange Zeit
überhaupt nicht mehr zu bekommen,
inzwischen wurde die Produktion von der Marke Vredestein mit dem
"Sprint Classic" wieder aufgenommen.
Völlig vergriffen sind Neureifen der Größe 235/60R13
(Werksturbo oder alle anderen Capri mit Werksverbreiterung),
hier bleibt nur der Ausweg auf Reifen der Größe
235/50R13 auszuweichen, welche noch zu bekommen sind,
oder aber auf 15-Zoll Felgen umzurüsten. Ersteht man einen
Capri welcher tatsächlich noch auf 235/60er
Reifen daherkommt, sollte man sich diese genau ansehen: sie sind meist
weit über 10 Jahre alt.
Das Angebot an Ford Capri, insbesondere der dritten Serie, ist momentan
noch größer als die Nachfrage. Daher kann man
hier durchaus noch das eine oder andere Schnäppchen machen.
Wichtig ist hierbei jedoch vor allem, nicht den erstbesten
Wagen zu kaufen, sondern sich Zeit zu nehmen und vor allem einen
sachkundigen Begleiter mitzunehmen, falls man nicht
selbst Fachmann genug ist um den Capri wirklich beurteilen zu
können. Die meisten Capri-Clubs geben hier gerne
Hilfestellung. Insbesondere vermeintlich günstige Angebote
bei ebay und co.
können sich hier sehr schnell als finanzieller
Albtraum entpuppen. Dabei sind durchaus immer wieder wirklich gut
erhaltene Capris zu erschwinglichen Preisen zu
haben.Dies gilt mit Einschränkungen auch für den Capri II, da
von
diesem Modell seltsamerweise die wenigsten
Exemplare überlebt zu haben scheinen. Insbesondere mit
V6-Motor sind
gute Capri II mittlerweile rar geworden.
Nachdem die Preise für Capri I und II in den vergangenen Jahren
dramatisch gestiegen sind, insbesondere für originale
V6-Modelle, ist eine ähnliche Entwicklung beim Capri III zu
erwarten. Auch hier haben die Preise vor allem
für Sechszylinder-Modelle stark angezogen. Zum echten
Liebhaberfahrzeug ist der Capri I geworden, der
gegenüber
seinen Nachfolgern noch etwas rustikaler in Fahrverhalten und
Pflegebedürfnis ist. Gerade die schlechte
Versorgungslage mit
Blechteilen erfordert hier vom Besitzer oft viel Geduld und schon fast
detektivische
Fähigkeiten beim Auftreiben von Ersatzteilen.
Für den Alltag
sind diese Fahrzeuge inzwischen nicht mehr das Richtige und auch zu
schade. Der Capri I ist im öffentlichen
Bild mittlerweile in die Riege der "echten" Oldtimer aufgerückt,
wohingegen der
Capri III
aufgrund seiner im Vergleich zum
Capri I und II schon relativ modernen Optik wohl für alle Zeiten
ein Youngtimer
bleiben wird. Dennoch gilt es auch hier
nicht mehr lange zu warten, will man sich ein gutes Exemplar sichern.
Gerade für den Capri-Neuling empfiehlt sich der Capri III mit
seiner reichhaltigen Palette an Motoren und Ausstattungen
als Allround-Modell, das für jeden Anspruch etwas zu bieten hat,
dabei aber noch relativ unproblematisch in der
Ersatzteilversorgung ist und trotzdem ein Highlight im
Straßenverkehr bildet. Denn selten sind mittlerweile alle
Capris geworden, und die Aufmerksamkeit der anderen
Verkehrsteilnehmer ist dem Capri-Fahrer so gut wie sicher.